Warum ich YunoHost nicht mehr empfehlen kann

Zunächst einmal möchte ich klarstellen, dass ihr Äpfel mit Birnen vergleicht. Ja, ich weiß, dass ich für meinen eigenen Server verantwortlich bin. Bislang lief alles reibungslos, „wie ein Kätzchen“. Dennoch hatte YunoHost vor ein paar Jahren eine ganz andere Außendarstellung: Es wurde so präsentiert, dass man (fast) nichts mehr selbst im Terminal machen müsse, sondern einfach auf die bereitgestellten Funktionen und Automatismen vertrauen könne. Genau das habe ich auch lange getan – und es funktionierte, bis jetzt.

Daher verstehe ich nicht, warum man mir nun „Selbstverschulden“ vorwirft, wenn genau diese versprochene Vereinfachung zum Verhängnis wurde. Auf der eigenen Seite wirbt YunoHost damit, dass es vieles automatisch regelt und den Nutzer entlastet. Dass man sich selbst um Basics wie regelmäßige Backups kümmern muss, ist mir selbstverständlich klar. Aber wenn nach einem Update – trotz aller Vorsicht – Dinge derart schiefgehen, kann man nicht einfach sagen: „Tja, Pech gehabt, hättest du eine andere Lösung nehmen sollen.“

Zur Auto-Analogie

Wenn ich einen Führerschein habe, mich an die Regeln halte und das autonome Fahrsystem bei Bedarf rechtzeitig übernehme, kann es dennoch passieren, dass ein Softwarefehler entsteht. Dann hilft es mir nichts, wenn der Hersteller sagt: „Du hättest es lieber manuell fahren sollen.“ Gerade bei Softwareupdates hat man als Anwender eben nicht immer Einfluss auf alle Faktoren. Und es ist nicht das erste Mal, dass ich oder andere Nutzer grobe Schnitzer nach Updates erlebt haben. Genau das ist der Punkt: Wenn man das alles selber machen muss, obwohl es ursprünglich als „einfach zu bedienende Komplettlösung“ angepriesen wurde, dann läuft da etwas schief.

Thema „Open Source“

Ich bin durchaus ein Freund von Open Source. Aber man kann nicht einerseits für mehr Verbreitung werben und anderseits bei Problemen sagen: „Das ist eben Open Source, stell dich nicht so an.“ Genau das trägt nämlich dazu bei, dass solche Projekte in der Nische bleiben. Open Source sollte den Anspruch haben, proprietäre Software qualitativ zu übertreffen oder zumindest dasselbe Niveau zu erreichen. Dass es mal zu Bugs kommt, ist normal, aber die Reaktion darauf sollte professionell und lösungsorientiert sein – nicht ein Schulterzucken und die Bemerkung, man hätte ja lieber etwas anderes nehmen können.

Spenden und Engagement

Zuletzt: Ich habe nicht gesagt, ich wäre völlig untätig. Im Gegenteil, ich habe gespendet, obwohl ich selbst finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet bin. Das heißt, ich habe durchaus versucht, das Projekt zu unterstützen. Hier einfach zu unterstellen, man würde nichts beitragen und solle daher still sein, ist schlichtweg ungerecht.

Fazit:

  • Ja, ich bin verantwortlich für meinen Server.
  • Ja, ich habe Backups gemacht und sicher auch Fehler selbst zu verantworten. Durch Yunohost, da Backup-Möglichkeiten vorhanden sind. Roter Knopf sozusagen :wink:
  • Nein, ich lasse nicht gelten, dass alle Schuld nur bei mir liegen soll, wenn die angepriesene Vereinfachung eines Systems nicht greift und man bei Updates wieder im Terminal feststeckt.

Wenn man sich darauf verlässt, dass YunoHost eine nutzerfreundliche All-in-One-Lösung ist, muss Kritik erlaubt sein, wenn die Realität eine andere ist. Ich erwarte nicht, dass mir alles abgenommen wird. Ich erwarte aber, dass solche gravierenden Update-Probleme nicht als normal abgetan werden. Genau diese Probleme verunsichern viele Nutzer und schaden dem Ruf des Projekts – und das bedauere ich sehr.

“Danke fürs Lesen.” Ich hoffe, damit habe ich klarer ausgedrückt, was genau mich stört und warum ich glaube, dass sich YunoHost hier verbessern sollte, anstatt den Benutzern sämtliche Schuld zuzuschieben.